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Lago Calafqén – Valdivia – Coique – Osorno

Wie versprochen sind wir dann doch weiter gefahren, obwohl der Abschied von diesem hübschen Ort „Andenrose“ echt schwer fiel.  :cry:

Das nächste Ziel sollte der Lago Calafqén, einer der „Siete Lagos“, sein. Dort wollten wir wieder campen. Unser Weg führte uns über Lautaro und ein Stück Ruta 5 bis nach Freire und weiter über Villarrica (Supermarkt und Tanken) bis kurz vor Coñaripe am Lago. Die Auswahl der Campingplätze war gewaltig auf dem Weg am See. Uns verschlug es dann zum Camping INA KALFKEN. Unser Stellplatz hatte so alles was südamerikanische Campingplätze ausmacht. Einen Grillplatz, Licht, Strom, Tisch und Bänke und viel Schatten durch Bäume. Der zum Campingplatz gehörende Strandabschnitt war auch nett und der Ausblick über den See herrlich. Mehrere zum Campingplatz gehörende Schafe machten mit ihrem „Määähn“ die Idylle perfekt.  :good:

Am nächsten Morgen ging es dann rund um den südlichen Teil des Sees mit einer wunderbaren Sicht auf den Vulkan Villarrica und einigen Kilometern Schotter über Los Lagos nach Valdivia. Die Strecke bis Los Lagos und am Rio Calle Calle entlang bis nach Valdivia war herrlich zu fahren. Die Aussicht über das Tal des Rio Calle Calle ließ vermuten, warum sich hier die deutschen Siedler niederließen! Der Abschnitt mit dem Fluss, den Schubverbänden, den Bäumen und Feldern sah aus wie an der Weser in Deutschland. In Valdivia fuhren wir direkt zu der Cabaña-Vermietung „Zu Hause“. Wir hatten Glück und es war noch eine Hütte frei. Die Eigner der Anlage sind Schweizer. Das zur Anlage gehörende Restaurant sah aus wie ein Schweizer Käse von außen. ;-) Von innen war das Restaurant auch sehr gemütlich, allerdings haben wir dort nicht gegessen, weil uns die Hauptöffnungszeit von 12.00 – 16.00 h für Abendessen zu früh war. Mittag fällt aufgrund des späten Frühstücks bei uns ja meistens aus.  :unsure:

In Valdivia haben wir den Mercado direkt am Fluss besucht. Es war drollig dort die Kämpfe zwischen den lauernden Seelöwen sowie den ebenfalls scharf auf die Fischabfälle wartenden Möwen zu beobachten. Die angebotene Ceviche-Version hat mir nicht so gefallen, insbesondere weil die Schüsseln den ganzen Tag offen rumstehen. Allerdings konnten wir hier etwas für unsere Sprachbildung tun. Alle angebotenen Fische und Muscheln waren genau mit Namen bezeichnet! Endlich wissen wir wie der Fisch aussieht, den wir hier so verputzen. :whistle:  Für das Abendbrot haben wir uns für einen leckeren Käse der Region entschieden! Super! Ein Stadtrundgang mit anschließendem Kaffee und Supermarktbesuch schloss den Tag ab. Der nächste Tag war für die Kultur vorgesehen. :good:  Unter anderem war ein Besuch im Museo Historico im Hause des Deutschen Gründers bzw. Wiederaufbauers der Stadt Valdivia, Karl Anwandter sowie ein Besuch der „Cerveceria Kunstmann“ vorgesehen. Das Museum ist Pflichtprogramm für Valdivia, aber nicht besonders umfangreich. Sehr schön war, dass die wichtigsten Erklärungen von Räumen und Ausstellungsstücken 3-sprachig (Spanisch – Deutsch – Englisch) waren! Das kommt hier in Südamerika nicht so oft vor. Mit dem Taxi ging es dann zu „Kunstmann“. Der Parkplatz, gerammelt voll! Von Brauereibesichtigung, Andenkenshop, Restaurant bis zum Bierzelt (Hofbräuhaus lässt grüßen) war alles vorhanden! Selbst für den Abtransport der Gäste ist gesorgt. 2 Taxiunternehmen senden regelmäßig während der Hauptsaison alle paar Minuten einen Wagen. Die Führung haben wir uns erspart, ziemlich teuer. Das Geld haben wir lieber in Essen und Trinken umgesetzt. Wir haben beobachtet, dass die Führung auch an mehreren Plakaten mit Bildern aus einem Hofbräuhaus-Festzelt in Deutschland vorbei führte. Die Besucher haben diese Plakate wie die Verrückten fotografiert… Hihihi, deutsche Bierkultur ist eben einmalig auf der Welt! B-) :yahoo: B-)  Sehr zu empfehlen ist die Biersorte „Anwandter“. Eben dieser oben genannte Karl Anwandter war auch Gründer einer der größten Brauereien in Chile Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Mittels Schiffen wurden von Valdivia aus sogar Valparaiso und andere Städte versorgt. 1960 wurde diese, inzwischen verkaufte, Brauerei sowie der größte Teil der Stadt durch ein Erdbeben sowie den danach folgenden Zunami zerstört. In Andenken an den „Padre“ der deutschen Einwanderer in diesem Gebiet, braut Kunstmann, neben vielen anderen interessanten Geschmacksrichtungen, eben diese Sorte Bier. Ein weiterer Stadtrundgang sowie der Besuchs eines Cafés schlossen den Tag ab.

Die Weiterfahrt am nächsten Vormittag sollte uns zu dem ca. 100 km südöstlich gelegenem Lago Ranco führen. Eigentlich ein „Piece of Cake“… es kam aber mal wieder anders…

Durch eine Baustelle, deren Umleitung nicht sauber beschrieben wurde (völlig normal hier :kopf-gegen-wand: ), sind wir auf eine alte Zufahrt nach Valdivia gestoßen, die zwar genutzt werden kann, aber nur noch durch 4×4-Fahrzeuge oder Lebensmüde oder Einheimische, die wissen was sie erwartet. Eben diesen einheimischen Pickups sind wir gefolgt. Zumo sagte auch: Alles klar. Plötzlich hörte der Asphalt auf, der Weg wurde immer schmaler und steiler und steiler und steiler… Vor einer Kurve sah ich dann das Desaster… Löcher und Bodenwellen in der Kurve, die wir so voll beladen nicht schaffen konnten… Selbst der vor uns fahrende Pickup kam kaum durch. Was tun?? Hier war guter Rat teuer!! Die Motorräder konnten nur durch die Hinterradbremse gehalten werden. Wenn die Vorderradbremse allein angezogen war, fing die Schose an, den Berg unkontrolliert runter zu rutschen… Panik. Der Weg war auch so steil und schmal, dass ein Wenden, zumindest mit all dem Gepäck, völlig ausgeschlossen war. Zu allem Pech gesellte sich dann noch ein Sprinter (Lieferwagen) von hinten zu uns, der erstens an uns nicht vorbei kam und zweitens, mit seinem einfachen Vorderradantrieb ebenfalls nicht geeignet war, diese Passage zu fahren. Raúl, der junge chilenische Fahrer für eine lokale Bank, wusste das auch nicht. Er versuchte an uns vorbei zu kommen, wir haben dafür die Motos soweit wie möglich nach rechts „rutschen“ lassen. Er hat dabei netterweise soviel Platz zu uns gelassen, dass er mit den linken Rädern in den Graben rutschte und nun selbst richtig fest saß… Gemeinschaftliche Versuche ihn da wieder raus zu lotsen führten zu keinem Erfolg… eher zum Gegenteil :whistle: . Nun war der Braten richtig fett. Straße dicht (wenn man diesen Mistweg überhaupt so nennen darf)! Was tun? Also Motor aus, Gang rein und mit dem Verbot die Vorderradbremse anzufassen, nur den Kupplungshebel ziehend, und durch vorsichtiges Lösen, den Berg ca. 100 m rückwärts herunter gerollt. Also mehr „gestottert“. Einer saß auf dem Moto, der andere versuchte es von hinten ebenfalls zu halten und gab Infos zur Richtung bzw. zur Beschaffenheit des Untergrunds. Bremsen mit dem Vorderrad führte sofort zu unkontrolliertem Rutschen und an die Hinterradbremse kam man halt nicht an, da beide Beine am Boden für diese Fortbewegungsart gebraucht wurden aufgrund der Löcher und des losen Sands auf der sogenannten „Straße“. Nach diesen 100 m rückwärts konnte man auf eine fast waagerechte Ebene einer im Wald gelegenen Grundstückseinfahrt kommen. Das ging… Blut und Wasser schwitzend brachten wir so beide Motos in eine bessere Ausgangslage. Während dessen versuchte Raúl verzweifelt seine Traktion des sich leer drehenden Vorderrads zu verbessern oder abwechselnd, telefonisch Hilfe zu holen. Einheimische, den Berg runterkommend, was wesentlich einfacher war, boten ihre Hilfe an. Aber den Sprinter bekamen wir nicht frei. Endlich kamen Kollegen Raúls in einem anderen Auto und brachten ein Abschleppseil mit. Es stellte sich heraus, dass dieser Sprinter noch nicht mal mit einer Abschleppöse oder ähnlich ausgestattet war… Das Seil wurde dann abenteuerlich an der vorderen Aufhängung des Kühlers und der Stoßstange befestigt. Gemeinschaftlich schiebend und ziehend durch den Wagen bekamen wir den Springer frei… Der Anwohner des Grundstücks mit der Auffahrt empfahl Raúl sich einen anderen Weg zu suchen… Die weitere Abfahrt vom Berg und nach Sucherei der richtigen Umleitung, auch die Fahrt zum Lago Ranco, verliefen dann ohne Zwischenfälle. Nur an der nächsten Tankstelle mussten wir uns etwas stärken und erholen bei einer kleinen Pause. Am Lago Ranco nahmen wir uns einen Plätzchen auf dem Camping Bahia Coique mit, man beachte, Baño privado! Das heißt, wir haben zusätzlich zu dem Tisch, den Bänken, Strom, Licht, den Regalen und dem Grillplatz einen eigenen Raum im Sanitärhäuschen mit Dusche, Waschbecken und WC. Sauber und nicht schlecht! Kostet dafür aber auch 15.000 Pesos die Nacht (20 Euro). Der Strand und die Aussicht über den See entschädigten für das Chaos des Vormittags! Kurzentschlossen haben wir für 2 Übernachtungen gebucht, und damit einen Badetag gewonnen!  :sunny:  :yahoo:

Heute wollen wir dann weiter nach Osorno. Eigentlich nur als „Pit Stop“, nicht wirklich als Reiseziel. Ich brauche eine neue Motorradbatterie und Melanie braucht einen neuen Reserveschlauch für hinten. Ein Schlauch wurde beim Reifenwechsel in Valpo beschädigt und für Patagonien haben wir lieber Ersatz dabei. Beides wollen wir bei Sonia von MotoAventura Chile besorgen. Den Laden kennen wir schon von 2011, als ich mir einen Reservereifen dort besorgt und wir für das Schäfchen ein Ladegerät brauchten, weil der Laderegler seinen Geist aufgegeben hatte. Sehr nette Leute, und Sonia spricht sogar sehr gut Deutsch, sie ist aber Chilenin. Außerdem will Melanie versuchen das Gästebuch unserer Homepage neu zu programmieren, welches ja nach dem letzten Update alle notwendigen Daten verloren hat. Dafür werden wir uns ein schönes Hostal mit WLAN suchen (wenn ihr diesen Text lesen könnt, haben wir auch eins gefunden).  B-)

6 Kommentare zu “Lago Calafqén – Valdivia – Coique – Osorno

  1. Bob

    Man, o, man das wird ja doch noch eine Motorradtour und keine
    Gourmetreise ! ! :roller:
    Wieder eine Freude, euren Bericht zu lesen ‼️‼️
    Passt auf euch auf
    Gruß Bob

  2. Inga

    Oh ha!!! Das ist ja wieder ein Bericht, bei dem einem beim Lesen die Haare zu Berge stehen
    und man die Luft anhält. Zum Glück hatte ich vorher den Eintrag von HiWi gelesen u. wußte, daß die Bergtour wohl gut ausgegangen sein muß. Alle Achtung!
    Viel Glück euch beiden u. eine gefahrlose Weiterfahrt.

  3. Bine und Pfauschi

    Liebe Mela, lieber Martin,

    falls Ihr den Kinofilm „Lohn der Angst“ kennt – Ihr hättet das Drehbuch nach dieser Tour garantiert besser geschrieben. Es wird einem alleine beim Lesen ja schon plümerant :wacko: und ich bekomme „kreisrunden“ weiteren Haarausfall :scratch: . Wir hoffen und wünschen Euch nicht nochmal so einen Event sondern weiterhin eine schöne :roller: :sunny: Fahrt mit angenehmen Erlebnissen :good:

    Liebe Grüsse aus Hamburg
    Bine und Pfauschi

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