Nun kommt endlich der neue Blog. Wir waren nicht verschollen, sondern wir haben uns den geistigen und weltlichen Genüssen hingegeben. :whistle:
Das heißt, außer vielen gefahrenen Kilometern von Punta del Este bis Mendoza, haben wir uns sozusagen mal richtig in den schönsten Städten Südamerikas erholt. Die auf anderen Plattformen wie Whatsapp und Facebook zwischenzeitlich geposteten Essensbilder haben deshalb schon die eine oder andere Diskussion bezüglich des zulässigen Gesamtgewichts für Motorräder bzw. ob wir überhaupt noch fahren oder nur noch Essen, aufkommen lassen. :furious: :whistle:
In Punta del Este sind wir dann doch wie geplant am nächsten Morgen weitergefahren, obwohl eine angebotene Tour mit einen kleinen Schiff zu dem Leuchtturm zu fahren und eine große Seelöwenkollonie zu besuchen schon gereizt hatte. Aber da wir Seelöwen schon gesehen haben auf der Reise und eigentlich zu den Pinguinen wollen, haben wir es gelassen.
Vorher haben wir aber noch etwas Kultur eingelegt. Auch ein Genuss, wenn allerdings auch nicht für jedermann. Direkt neben Punta del Este liegt Punta Ballena mit dem Künstlerhaus „Casa Pueblo“ des Künstlers „Carlos Páez Vilaró“ auf einem Hügel. Ich hatte dazu schon vor längerer Zeit einen Bericht im Fernsehen gesehen und war gespannt, ob es wirklich so hübsch und einmalig ist. Ich war begeistert! Wenn man auch nur ein Teil des Hauses besichtigen kann, der größere Teil ist ein Hotel, bekommt man einen guten Eindruck von der Schaffenskraft des Erbauers. In fast allen Räumen waren dazu Bilder und Skulpturen ausgestellt, die man mit genügend Kleingeld in der Tasche hätte kaufen können. Hmm, bei uns hat es nicht am Kleingeld gelegen, dass wir keins gekauft haben, sondern am mangelnden Platz in unseren lädierten Motorradkoffern! B-) Sonst hätten wir das eine oder andere Bild gerne mitgenommen. ;-) Es muss aber noch erwähnt werden, dass der Grund für den Bau des Hauses einen traurigen Anlass hatte, der allerdings für den Sohn des Künstlers gut ausging, wenn auch nur durch eine Tatsache, die hier zu erzählen zu unappetitlich wäre. Bei Interesse mal nach dem Namen des Künstlers und Flugzeugabsturz in den Anden „goggeln“.
Die rund 170 km bis Montevideo konnten wir dann zügig fahren, die Straße war „schlaglochfrei“, so dass wir recht früh ankamen.
Unsere erste Besichtigung noch vor dem Einchecken ins Hotel war ein Besuch beim neuen Touratech-Shop. Der in räumlicher Union passenderweise auch gleich den kleinen Laden von BMW Motorrad Uruguay beherbergt. Wir sind ja noch immer auf der Suche nach einer Lösung für unser Alu-Kofferproblem. Allerdings waren die Koffer, die wir ins Auge gefasst haben in Uruguay durch Einfuhrsteuern so teuer, dass wir das gelassen haben. Der Verkäufer war aber so erfreut über unseren Besuch, so dass wir erstmal Bilder machen mussten und wir über alles bezüglich des neuen Shops unterrichtet worden sind. Er hat sich wirklich sehr bemüht uns zu helfen! Neue Handschuhe, die meine Finger nicht gelb färben, wenn sie bei Regen nass werden sowie eine Seitenständerfussverbreiterung ( :good: ) für Melanie’s Schneehasen hat es dann doch noch gegeben.
Von Touratech aus sind wir dann direkt an der Küstenstraße am Rio de la Plata bis zur Altstadt (Ciudad Vieja), in der unser Hotel (London Palace) lag, lang gefahren. Bei dem Sonnenschein und mit der Aussicht war es ein Gedicht! :yahoo:
Die Zeit in Montevideo haben wir mit Stadtrundgängen, Geschäfte schauen, Kaffeetrinken und vielen Fotos machen von den tollen, alten Häusern herumgebracht. Heißt, wir haben das Stadtleben voll genossen. Natürlich waren wir am Hafen und haben Ausschau nach den roten Schiffen gehalten, die uns früher, als wir noch zur See fuhren, öfters hierher führten. Aus dieser Zeit entstand auch der Wunsch am nächsten Tag gegen Mittag den „Mercado del Puerto“ zu besuchen. :yahoo:
In dieser Markthalle, die eigentlich ein großes Restaurant ist, gibt es leckerstes Fleisch vom Grill satt (Asado bzw. Parrilla). Je nach Wunsch kann man an Tischen sitzen oder an der Theke direkt beim Grill und dem Grillmeister beim zubereiten des bestellten Fleisches zuschauen. Herrlich!! Der Geruch von den ganzen Grills lässt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen!!!
Anschließend haben wir noch unsere Fahrkarte für die Buquebus-Fähre von Colonia del Sacramento nach Buenos Aires gekauft.
Den Samstag, also Melanie’s Geburtstag, haben wir dann doch kurzentschlossen in Montevideo verbracht. Buenos Aires hätten wir nicht mehr geschafft und den Geburtstag auf dem Motorrad mit Aussicht auf Regen zu verbringen, wäre auch keine schöne Geschichte. Also sind wir nach dem Ausschlafen und dem leckeren und wirklich umfangreichen Frühstück gemütlich etliche Kilometer an der Küste entlang gelaufen und haben den Anblick auf die Stadt und den Rio de la Plata genossen. Zwischendurch mit kurzen Halt in einem Restaurant am Strand für kühle Getränke und Schokoladeneis ;-)
Nach weiteren Kilometern des Wanderns in der knallenden Hitze haben wir uns ein Taxi gesucht und uns zur „Markthalle“ bringen lassen. Hier sollte es dann Melanie’s Geburtstagsessen geben. Schwertfisch gegrillt! Hatten wir schon den Tag vorher ausgekundschaftet… und uns den ganzen Tag drauf gefreut. Nun, entweder wir waren zu spät dafür dran oder es gab den Tag keinen Schwertfisch. So wurden es dann das neue Leibgericht von Mela, Rippchen gegrillt, und für mich Bife de Lomo ;-)
Das war auch, wie zu erwarten, super lecker und alles war gut!! :good: :sunny:
Am Sonntag, den 07.12. fuhren wir dann, immer mit Regenwolken im Rückspiegel, nach Colonia del Sacramento. Die letzte Tankstelle vor der Fähre, bei der wir unsere letzten Uruguay Pesos in Benzin und Kaffee umsetzen wollten, haben wir noch fast trocken erreicht, dann ging die Welt unter… Zum Glück hatten wir genug Zeit und konnten das Unwetter bei Sandwich und Café Cortado dort abwarten.
Wir sind dann auch trockenen Fußes auf die Fähre gekommen. Die Fahrt nach Buenos Aires sollte nur ca. 1 Stunde dauern, wir hatten ja schließlich eine Rapido-Schnellfähre gebucht (Atlantic III). An Bord zeigte das eingebaute GPS meines iPhones (incl der aktuellen Seekarten des Gebiets) bis zu 40 kn Fahrt! Und wir reden in der Firma nur noch von „Slow steaming“ für unsere Schiffe ;-) .
Kurz vor dem Festmachen schaute ich dann noch einmal auf die Uhr im Handy und stellte fest, wir sind nur 15 min gefahren!!! Das nenne ich dann mal wirklich schnell ;-) (ach nee… Der Zeitunterschied zwischen Uruguay und Argentinien war die Lösung).
Die Einreiseformalitäten waren erstaunlich schnell erledigt! Immigration war mit einen Stempel in den Reisepass und auf die Bordkarte schon in Uruguay geschehen, die Zollformalitäten für die Motorräder waren eine Sache von Minuten, da unsere Maschinen durch die vorherigen Einreisen nach Argentinien schon im System waren. Ein Ausdruck und eine Unterschrift, fertig. Juhu, wir sind mit unseren eigenen Motorrädern in Buenos Aires im alten Hafen mitten in der Innenstadt angekommen. Eigentlich unvorstellbar ;-) Nach noch nicht mal 10 min Fahrt waren wir auch bei „unserem“ Broadway Hotel. Die Fahrt im klapprigem Fahrstuhl für die Motos zur Garage unterhalb des Hotels war dann doch noch etwas aufregend.
Das Zimmer super, mit viel Platz! Nach dem Auspacken der Sachen ging es sofort in die Stadt. Unser Hotel war in Sichtweite des Obelisken und somit von der Innerstadt mit der Calle Florida, die Haupteinkaufsstraße (Fußgängerzone) nur wenige Meter entfernt.
Hier haben wir 4 Nächte, bzw. 3 volle Tage. Das wird schön!
Wir haben uns wieder treiben lassen in dieser tollen Stadt. Puerto Madero (der alte Hafen), La Boca, eine mehrstündige Busrundfahrt sowie der obligatorische Besuch in der Parrilla „Siga la Vaca“ gehörten natürlich dazu. Außerdem haben wir das Museum „Hotel de los Immigrantes“ (Museo de la Immigraćion) besucht. Das ist sozusagen das Gegenstück der Auswanderermuseen in Hamburg oder Bremerhaven. Abends dann dem ganzen Treiben beim Caipi in einem netten Café / Bar zugeschaut. Von der Wirtschafts- bzw. Finanzkrise Argentiniens ist hier oberflächlich nicht viel zu merken. Allerdings haben die Preise im Vergleich zu unserem letzten Besuch massiv angezogen. Also im Vergleich Peso – Euro. Mit genügend US-Dollars in der Tasche kann man am Schwarzmarkt einen guten Kurs für den Peso bekommen. Allerdings ist hier die Gefahr sehr groß Blüten zu bekommen. Wir haben keine großen Dollarreserven dabei und der Ärger in den Geschäften mit den Blüten, die man schon beim normalen Einkauf bekommt, reicht uns… Bis man die Dinger wieder los ist, dauert es machmal… :pirat:
Zu erwähnen ist auch noch der kleine Sturm, der einen Abend innerhalb von wenigen Minuten aus dem Nichts kam. Eben noch schlenderten wir die Florida gemütlich entlang, schon wehte einem der Sand in die Augen. Gefolgt von einem Regenschauer mit Sturm, der sich gewaschen hatte. Wir schafften es noch unter das Vordach eines Restaurants, bevor wir komplett durchnäßt waren. Nach ca. 20 min war der Sturm wieder abgeflaut. Am nächsten Tag war in den Nachrichten zu sehen, dass es nicht nur mehrere Dächer abgedeckt hatte, sondern dass auch eine Containerbrücke im Hafen zusammengefallen war und Teile davon nun auf dem davor liegenden Schiff lagen.
Den letzten Abend haben wir in der Parrilla „La Estancia“ in der Calle Lavalle verbracht mit Bife de Lomo und Rippchen. :whistle: Danke Dir noch einmal für den Tipp, Friedhelm! Es ist das älteste Restaurant in Buenos Aires und auf jeden Fall einen Besuch wert! (Man kann auch mit Dollars bezahlen, soweit man welche in der Tasche hat). B-)
Die Zeit verging mal wieder viel zu schnell und wir mussten weiter. Wir haben uns oft gefragt, ob wir je mal wieder hier her kommen? Na mal schauen was die Zukunft so bringt. B-)
Auswandern wollen wir zwar nicht, aber mal so ein oder zwei Jahre für eine deutsche Firma hier arbeiten, würde ja auch schon reichen. ;-)
Widererwartend sind wir recht schnell aus Buenos Aires herausgekommen. Das frühe Losfahren und die „richtige“ Richtung, dem Berufsverkehr entgegen, halfen dabei.
Nun ist das nächste Ziel Mendoza. Dort haben wir eine Verabredung mit Carlos, einem BMW-Schrauber und Mitglied in einem örtlichen „BMW-Motorradclub“. Wir sind eingeladen zum Clubabend mit Asado und außerdem wollen wir unsere Motorräder wieder auf Vordermann bringen. Öl- und Filterwechsel etc… Ansonsten laufen unsere beiden Motos ohne Probleme! :roller:
Die etwas über 1000 km bis Mendoza haben wir in 3 Etappen aufgeteilt. Der erste Zwischenstopp war in Rufino. Abends bei Ankunft im beginnenden Regen trostlos. Am nächsten Morgen bei strahlender Sonne gar nicht mal so unhübsch. Weiter dann auf der fast geraden Strecke bis nach San Luis. Dort hatten wir uns ein Zimmer im Hostal Pupy’s gebucht. Sehr hübsch und die Besitzer, wir sind nicht ganz durchgestiegen wer alles bei dieser Kommune dazugehörte, sehr nett. Kurzfristig sind wir eine Nacht länger geblieben und haben auf Empfehlung eines der Kollegen eine Tour durch das Gebirge Sierra de San Luis (ca. 2100 m hoch) gemacht. Wir waren fast allein unterwegs und der Ausblick auf die Gegend rundherum, westlich sogar bis zu dem ca 270 km entfernten Anden, war großartig!
Den darauffolgenden Tag hatten wir uns auf Regen und Unwetter eingestellt. Alle defekten Koffer mit Containerklebeband abgeklebt, den „Softkoffer“ nochmal auf Undichtigkeiten untersucht, Regenjacken an… aber zum Glück hatten wir die restlichen 260 km keinen Regen. Das angekündigte Unwetter fing erst an, nachdem wir im Hotel Crillon eingecheckt und alles verstaut hatten.
Nachdem der Regen nachließ, wollten wir in die Stadt um einen Kaffee zu trinken, warum wir nur 20 m weit kamen und in der Parrilla „Estancia La Florencia“ bei Lomo in Pfeffersauce und gegrillten Rippchen landeten, steht auf einem anderen Blatt. :mail: ;-)
:good:
Wunderbar ! ! ! :yahoo:
:yahoo:
Hallo Ihr beide,
toller Reisebericht
Danke, Rolf! :yahoo:
Und was war nun der Grund für nur 20 km Fahrt. war es der große Appetit auf
Lomo und Rippchen?
Ich wußte gar nicht, Martin, daß du so tolle Reiseberichte schreiben kannst, wirklich
sehr spannend! Sind die neuen Koffer dran?
Bis bald, ihr Lieben, seid gegrüßt von
Mam / Inga
Noch zu den Fotos: die alten Motos in der Werkstatt von Carlos sind ja ganz
schön verdreckt, fahren die noch?
Die ganz alten Motorräder fahren zum größten Teil nicht mehr. Carlos hat aber auch keine Zeit diese wieder in Gang zu bringen… Seine neueren Maschinen fahren alle. :roller:
Staub ist noch lange kein Dreck :whistle: :yes:
Vielen Dank für deine Belehrung, Uwe, deine „witzigen“ Kommentare erfreuen uns auch immer wieder
:good:
Ich konnte nie anders ;)
Eben, solange es kein Schlamm ist von der Ruta 9 in Paraguay nach einem Regenguss, zählt das nicht als Dreck B-)