wir-in-suedamerika.net

Coyhaique (Chile)

Da sind wir wieder!! Nachdem wir nun eine Woche ohne Internetzugang aushalten mussten (faellt mir nicht schwer, Martin dagegen sehr) gibt es nun mal wieder ein kleines Update unserer Reise.

… tja, eigentlich wollte Mela diesen Beitrag schreiben, aber heute Abend hat unser Hostel-Besitzer, waehrend wir schoen beim Frisoer (ich) und Kaffeetrinken waren, einen groesseren Defekt am Schaefchen festgestellt! Nun muss Mela sich um die Reparatur kuemmern. Heute Mittag nach dem Ankommen hatten wir schon etwas gesehen, konnten es aber uns nicht erklaeren. Nach ein paar Stunden Stand hier im Garten war es dann nicht mehr zu uebersehen… die Gabelwellendichtringe des Schaefchens lecken. Und das stark! Und hatten wir nicht Uwe von Stuedemann extra vorher gefragt, ob es nicht sinnvoll waere, die Gabel des Schaefchens zu ueberholen?? Nee nee, nicht noetig… (dabei ist das Schaefchen eigentlich schon eine alte Dame von 14 Jahren!). Egal, wir muessen das Problem jetzt und hier loesen, sonst koennen wir nicht weiterfahren! Zum Glueck hatten wir trotz der Aussage von Uwe 2 Gabelwellendichtringe bei Louis fuer das Schaefchen als Ersatz gekauft. Hoffentlich helfen und passen die… Dazu aber mehr am Montag Abend, denn das Gabeloel bekommen wir hier nicht am Sonntag. Statt der geplanten Wanderung in die Berge, ist nun Morgen der Ausbau der Federbeine angesagt. Mal schauen, ob die ganzen Kilos an Werkzeug, die der Schnabel mit sich traegt, ausreichen dafuer.

Nun aber zu dem angedrohtem Report der letzten Tage. Also, es war gemischt… nicht das Wetter, dass war gelinde gesagt nur mehr als Mist! Die Ueberfahrt zur Isla Chiloe mit der Faehre von Pargua aus war kurz und teuer (6000 CLP pro Person) und bei strahlendem Sonnenschein. Die Preisangabe ist hier mal wichtig, da schon die Rueckfahrt nur 4 Tage spaeter schon 6100 CLP pro Person gekostet hat. Das zum Thema Inflation (660 CLP sind zur Zeit ca. 1 Euro).
In Ancud haben wir schnell alle Lebensmittel fuer Abendbrot und Fruehstueck eingekauft, denn wir wollten zelten. Einer unserer Reisefuehrer sagte aus, dass die Mehrheit der chilenischen Jugend hier auf Chiloe das „Campen“ lernt. So haben wir viele Campingplaetze erwartet und sind frohen Mutes auf die Suche gegangen. Nun ja, es zog sich. Wir wollten hinter Ancud campen, um uns am naechsten Tag auf den Weg zur Pinguinkolonie zu machen. 2 Campingplaetze gefunden, wenn wir mal den private Grillplatz und die Zeltenmoeglichkeit bei einem einsamen Museum vernachlaessigen, wo uns 4 junge Maenner wir Ausserirdische angeschaut hatten und Mela sofort gesagt hatte: Hier bleiben wir nicht!“. Gut, eine nette Dame am Strassenrand sagte, dass bei der besagten Pinguinkolonie Zelten moeglich sei. Haah, zurueck zum Abbieger und versucht die Schotterstrecke zu fahren. Oh je, nach hundert Metern abgebrochen… nur lose Steine und so ein Geeiere, dass wir darauf keine Lust hatten, besonders, weil wir ja nicht wussten, ob es da wirklich Campingplaetze gibt. Das haben wir hier schon gelernt: Bevor ein Suedamerikaner zugibt, dass er den abgefragten Weg oder sonstiges nicht weiss, schickt er dich lieber in die Wueste oder sonst wo hin…
Also zurueck zu den beiden Campingplaetzen. Den einen hatten wir schon auf der Hinfahrt ins morgentliche Auge gefasst, weil das Werbeschild an der Strasse ansprechend war. Besonders „Aqua caliente“, also „warm duschen“ ist fuer uns interessant. Ausserdem wurden Pferdeausritte u.s.w. angekuendigt. Nach ca. 150 m Schotterweg kamen wir zur Rezeption und klaerten alles. Ok, nach weiteren 100 m Schotterweg waren wir doch nicht begeistert, denn was uns da erwartete, war nicht nach unserem Geschmack. Nach einigem Hin und Her (was erwartet uns beim naechsten Campingplatz??) und der Besichtigung der Banos (Duschen / WC) haben wir uns fuer den naechsten Campingplatz entschieden. Die nette Dame an der Schranke konnte nicht verstehen, dass wir wegen der Banos weiterfahren… Der naechste Platz war nur 25 m auf der Landstasse entfernt, einfach gehalten aber mit sauberem Sanitaerbereich! Zelt aufgebaut und die Taschentuecher ausgepackt… beide sofort von Heuschnupfen geplagt… Nochmals Mist…

Gegen 0400 h morgens begann es auf das Zelt zu plattern… da waren wir noch nicht genervt. Das Zelt brauchte sowieso mal eine Dusche. Als es um 0900 h zum Fruehsrueck noch immer regnete und wir Kaffeekochen und Fruehstueck ins Zelt verlegen mussten, haben wir es noch mit Humor genommen. Also es um 1200 h noch immer regnete und wir die Pinguintour fuer den Tag abschreiben mussen, begann der Frust. Erst am naechsten Vormittag gab es eine Aussicht zwischen 2 fetten Schauern es zu versuchen. Also am Sonntag Vormittag dann los und mit jedem Meter zur Kolonie wird das Wetter besser!! Das Glueck ist mit den Dummen :-) Und der Schotterweg vor Vor-vor-Tag war wir geteert! Und ich hatte mir die Nacht solche Sorgen darueber gemacht, dass ich fast kein Auge zubekommen hatte. Die Autos und Kleinbusse hatten die Steine in den vom Regen aufgeweichten Boden gedrueckt so dass es fast wie gewalzt war. Sogar der 4.te Gang war manchmal drin! Allerdings war die Strecke an sich nicht ohne. Nette enge Serpentinen mit doch vielen losen Steinen mussten ueberwunden werden. Auf dem Weg haben wir eine argentinische Motorradgruppe getroffen (1 x BMW R 1200 GS und einen „Reiskocher“) sowie eine kleine oesterreichische Gruppe in einem Auto. Nach einer Wasserdurchfahrt am Strand sind wir bei dem Fischerdorf angekommen, von wo die Boote zu der Kolonie abfahren. Schnell die Tickets gekauft und schon ging es los. Zum Glueck war die oesterreichische Gruppe mit an Bord, denn der Guide konnte kein Englisch oder Deutsch und so konnte einer der Oesterreicher alles perfekt uebersetzen! Nach ca. 35 min (5000 CLP pro Person) Fahrt hatten wir Humboldt- und Magellanpinguine gesehen und Seeotter beim Mittagsmahl rueckwaerts im Wasser schwimmend beobachten koennen. Viele interessante Voegel ebenfalls. Nicht zu vergessen die wunderschoene Landschaft (siehe Fotos).
Als wir zu unseren Motorraedern zurueck kamen, war der argentinische GS-Fahrer dabi sein Navi wieder an die Batterie anzuschliessen. Er hatte die Maschine ueber einen Verleiher geliehen und nur das Bordwerkzeug mitbekommen. Die angeloetete „Masse“ der Spannungsversorgung war abgefallen und er versuchte verzeifelt den Draht wieder in den Kabelschuh zu stecken. Nun kam mein Werkzeugkoffer zum Einsatz :-) Hier waren alle notwendigen Werkzeuge um das Problem zu loesen. Er war sehr ueberrascht und erfreut, dass wir das Problem so schnell loesen konnten. Auch wenn er kein Deutsch oder Englisch sprach und ich kein Spanisch, hatten wir uns bestens verstanden.

Tja, am Montag sind wir dann nach Castro, der kleinen „Hauptstadt“ der Insel gefahren. Als wir endlich ein nettes Hotel gefunden hatten, an Camping war nicht zu denken, waren wir bis auf die Knochen durch. Am Strassenrand hatten wir dann noch schnell den einen Alukoffer von Mela repariert, da sie sich bei der Abreise vom Campingplatz auf dem Schotterweg entspannt und das Schaefchen sich in die Botanik verabschiedet hatte. Es ist immer lustig anzuschauen, wie die Chilenen die grosse blonde Mela anschauen, wenn sie mit ihrer Motorradkluft und eigener „grossen“ Maschine am Strassenrand steht. Aber wenn sie dann noch hammerschwingend am Strassenrand ihren Koffer hindaengelt, dann stehen die Chilenen da mit offenen Muendern und bekommen den auch nicht mehr zu ;-)
Nach einmal heiss duschen schnell in die Stadt und ein paar Besorgungen gemacht und in einem netten Cafe heisse Schokolade getrunken. Abends dann in einem von unseren Reisefuehren empfohlenden Lokalen guenstig lecker und viel Fisch gegessen. In der Hoffnung, dass das Wetter besser wird, haben wir den Stadtbummel und die Fotoaufnahmen auf den naechsten Tag verschoben. Hatte leider auch nichts genuetzt. In der Nacht war dann ein richtiges Unwetter und am naechsten Morgen war es auch nicht viel besser. 2 oder 3 Aufnahmen gemacht und dann ab zurueck zur Faehre nach Puerto Montt, da wir nur von dort eine zeitnahe Faehrverbindung nach Chaiten bekommen hatten. Weit vor der Zeit haben wir dann am Faehrterminal eingecheckt und auf die erwartete Faehre gewartet. Aber sie war schon da. Ein Schlickrutscher!! Und diverse Servicefirmen waren am Schweissen und bei einer Taucherbesichtigung. Sehr vertrauenserweckend :-/ Mit der Zeit hatten sich dann auch noch die weiteren Fahrgaeste eingefunden. Wir durften dann als Letzte an Bord, um die Luecken auszufuellen. Um 2100 h ging es dann auf die grosse Reise. Der Fahrgastraum war wie im Reisebus nach Buenos Aires mit Liegesesseln ausgeruestet und eigentlich viel zu klein fuer all die Leute. Da aber Aklohol an Bord verboten war, wurde es schnell ruhig und alles versuchte zu Schlafen. Ca. 2,5 h frueher als erwartet waren wir in Chaiten (also nach 11,5 h Fahrt!!). Nun durften wir als Erste von Bord und standen im stroehmenden Regen an Land. Was nun??? Ein kleines Holzschild gab uns den Hinweis auf ein Hostel in dem Oertchen. Hier muss man nun erwaehnen, dass 2008 der Vulkan Chaiten ausgebrochen war und ein Teil des Ortes von Lava und der Aschewolke verwuestet bzw ueberzogen wurde. Zwar wurden alle Leute dort damals evakuiert, aber als Teil der Carretera Austral ist der Ort wichtig und so versuchen einige wenige Leute dort sich wieder eine Existenz aufzubauen. Da wir bei dem Regen keine wirkliche Lust verspuerten uns unausgeschlafen und klitschenass auf den Schotterweg „Carreterea Austral“ zu machen, haben wir uns eben dieses Hostal gesucht und zu unserer Ueberraschung war es sehr schoen, wenn es auch noch keinen Strom gab.

Am naechstehn Morgen gab es nun kein Zurueck mehr. Ob nun Regen oder auch nicht, es machte keinen Sinn laenger zu warten, da der Wetterbericht sowieso keine Besserung versprach. Also los… Nach 32 km Teer begann der Schotter. Oh Mensch waren wir aufgeregt!! Aber zu unserer Ueberraschung ging es recht gut dort zu fahren. Bis… bis nach ca. 3 km die Strasse durch einen Bach ging. Oder ist der Bach erst durch den Regen entstanden? Egal… langsam durchgetastet. Hatten ja nun schon Uebung durch die Wasserdurchfahrt am Strand zu den Pinguinen.
Zwischendurch eine kleine Pause an einer COPEC (chilenische Tankstellengruppe und unterwegs oft unsere Versorgungsstelle) und dann noch bis Puyuhuapi (insgesamt ueber 170 km Schotter). Dort ein nettes Hostel gesucht. Leider sind wir nicht weitgenug gefahren, sonst waeren wir auf das Casa Ludwig gestossen, dass Reinhold uns ueber Handy am Morgen empfohlen hatte. Aber bei dem stroehmenden Regen und nass bis UNTER die Haut, waren wir froh ein so schoenes und nettes Hostel gefunden zu haben (und die Motorraeder standen endlich mal wieder trocken). Nach dem heiss Duschen stateten wir einen Dorfrundgang. Nach 200 m standen wir vor dem Casa Ludwig und aergerten uns, weil dort 2 deutsche Motorraeder aus Berlin standen. So demoliert wie die aussahen, mussten die von dort gekommen sein, wo wir hin wollten… Schade…
Dafuer haben wir ein wirklich nettes Restaurante gefunden mit dem Namen „Rossbach“ und dort fuer angemessenes Geld ein leckers Menu zum Abendbrot gegessen. Die Bedienung konnte Englisch, das Menue war die Wucht und zum Schluss gab es deutsche Musik aus dem Lautsprecher… Freddy Quinn… So schoen, so schoen war die Zeit u.s.w. Herrlich ;-) Als wir uns zum Schluss fuer die Musik bedankten, wussten die noch nicht mal, dass sie deutsches Liedgut uns da praesentiert hatten… Da kann man nur noch wundern ;-)

Witziger Weise hatten wir in Puyuhuapi eine chilenische Reisegruppe wiedergetroffen, die mit 3 Familien und 3 Autos unterwegs sind und die wir auf der Faehre kennengelernt hatten. Der eine Chilene arbeitet bei Westfalia-Separator Chile ( im Verkauf fuer die Schifffahrt) und so konnten wir uns gut auf Englisch unterhalten. Der erzaehlte uns, dass die Chilenen in unserem Gebiet selbst erstaunt sind ueber das Wetter. Die letzten Jahre hatten sie hier zu dieser Zeit 30 Grad und strahlenden Sonnenschein! Naja, das aendert auch nix an der Situation und wir sind am naechsten Morgen weiter, da wir in wetteronline.de gelesen hatten, dass es 200 km weiter suedlich langsam besser werden sollte. Oh je, nach nur 30 Sekunden waren wir schon wieder durch… Die Motorradklamodden waren ja auch noch nicht trocken vom Vortag. Dann ist es auch egal… Als wir am Ortsausgang auf die erste Baustelle und den Matsch und die Wasserdurchfahrt auf rollenden Steinen und den ganzen Dreck gestossen sind, zweifelten wir an unserem Entschluss, blieben aber doch standhaft! :-) Die naechsten 60 km waren die Hoelle. Aber nur fahrtechnisch und wegen des Regens. Die Landschaft war ein Traum!! Man kann es vielleich in den paar Fotos sehen, die wir machen konnten, bis der Fotoapparat wegen Feucghtigkeit streikte. Aber (Ur)wald und Berge mit Eiskronen, huebsche Bergseen und Planzen, die wir noch nie gesehen haben, saeumten unseren Weg, der manchmal nur so breit war, wie unsere Motorraeder nebeneinander. Trotzdem haetten wir beinahe den Teer gekuesst, als wie ihn endlich wieder unter den Raedern hatten. 140 km weiter und zwischendurch noch eine Zitterpartie wegen des losen Schotters in einer Baustelle (ueber mehrere km) hatten wir Puerto Aysen erreicht. Dort in einem unschoenen Hostel uebernachtet, da wegen des permanenten Regens an Camping nicht zu denken war. In der Nacht gegen 0100 h war dort so ein Laerm, dass wir beide wach wurden. Heute Morgen sahen wir dann die Ursache ;-) Unsere argentinische Reisegruppe hat sich auch dort mit Kind und Kegel eingenistet. Da war ein „Hallo“ beim Fruehstueck ;-)

Nach dem Fruehstueck sind wir dann noch bis Puerto Chacabuco gefahren und haben uns aus alter Leidenschaft den kleinen Hafen angeschaut. Dann weiter bis Coyhaique in das Patagonia-Hostal (www.patagonia-hostal.com). Dieses ist gefuehrt von 2 (ausgewanderten) Deutschen und sehr huebsch bei moderatem Preis! Als Ueberraschung wurden wir von meinen Eltern gegruesst, die schon vorher eine Mail dorthingeschickt hatten ;-) Eine tolle Ueberraschung!!

So, nachher stellen wir noch die Bilder ein, dann muessen wir uns um die Reparatur des Schaefchens kuemmern! Also drueckt uns die Daumen, dass wir das hier so zwischen Tuer und Angel hinbekommen. Die naechste groessere Motorradwerkstatt ist erst in Punta Arenas.