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El Soberbio (Argentina) -> Santo Ãngelo (Brasil) -> Blumenau

Nach 3 Tagen in dem kleinen Grenzort El Soberbio (Argentinien) konnte es endlich weiter gehen in Richtung Blumenau (Brasilien). Von Brasilien trennten uns nur noch wenige Meter und der Rio Uruguay. Wir hatten aber bereits am Vorabend ausgekundschaftet, dass dort eine kleine Fähre rüber fährt und am „Fährterminal“ auch die Ausreiseformalitäten erledigt werden können. Die Ausreise verlief mal wieder zügig…Stempel in den Pass und Dokumente für die Motos abgeben…Fertig! Nach einer kurzen Fährfahrt waren wir auch schon auf brasilianischem Boden (Porto Soberbo). Hier wollten wir jetzt gerne offiziell einreisen (Stempel in den Pass und Dokumente für die Motos ausstellen lassen) und waren sehr überrascht, als man uns mit Händen und Füssen zu verstehen gab, dass es in dem kleinen Ort keine Migracion (hier ist die Policia Federal zuständig) und keine Aduana (Zoll) gibt. Für uns war es vollkommen logisch, dass wir, wenn wir auf argentinischer Seite offiziell ausreisen konnten, auch auf brasilianischer Seite offiziell einreisen können. Aber dort saßen nur drei Hansels, die die Fährtickets verkauften. Für die offizielle Einreise sollten wir nach Santo Ãngelo zur Policia Federal fahren. OK…kein Problem…dieses Santo Ãngelo ist sicher nicht weit weg! :good: Also Karte ausgebreitet und die Suche ging los. Im näheren Umkreis war der Ort nicht zu finden. Auch im Umkreis von 100km blieb die Suche erfolglos. :unsure:  Vielleicht ist der Ort so klein, dass er auf der Karte nicht eingezeichnet ist!?! :scratch:  Fragen wir doch mal nach! Die sind ja alle (meist) sehr hilfsbereit hier und schnell standen fünf Leute um unsere Karte herrum und haben auf einen Ort gezeigt, der ca. 180km entfernt war und einfach mal so gar nicht auf unserem Weg Richtung Blumenau lag. Da sollten wir jetzt also hin, nur um den blöden Stempel zu bekommen?? :kopf-gegen-wand:  Wir kamen auch gleich ein wenig ins Grübeln, ob wir diesen „Grenzübergang“ überhaupt hatten nehmen dürfen oder ob die kleine Fähre nur für „Pendler“ gedacht ist, die vielleicht irgendeine Sondergenehmigung haben. Mmhh…waren wir jetzt irgendwie illegal eingereist?? :whistle:  Wie dem auch sei…auf ging’s nach Santo Ãngelo. Der Weg dort hin war ganz interessant…gar nicht so, wie man sich Brasilien eigentlich vorstellt. Wir hätten auch Richtung Einbeck in Niedersachsen unterwegs sein können: Weite Felder und dazwischen immer mal wieder ein paar grüne Abschnitte mit Bäumen, Büschen und Palmen. Na gut…die Palmen passten vielleicht nicht ganz ins Bild aber ansonsten sah es aus wie zu Hause.  :sunny:
Dank eines netten Tankwarts, war die Policia Federal in Santo Ãngelo schnell gefunden. Entgegen unserer Befürchtungen hat uns dort niemand etwas von „illegaler Einreise“ erzählt; die Beamten waren selber sehr belustigt darüber, dass man tatsächlich einen fast 200km Umweg fahren muss, nur um einen Stempel zu bekommen. :kopf-gegen-wand:  Da wir die Brasilianer noch viel weniger verstehen als die spanisch sprechende Bevölkerung, haben wir zu erst gedacht, die machen sich über uns zwei Deppen lustig, weil wir extra dort hingefahren sind. Irgendwann tauchte dann Orli auf und zu unserem grossen Erstaunen sprach er sehr gut deutsch!!! :yahoo: Seine Kollegen hatten ihm wohl erzählt, dass da draussen zwei Leute mit Motorrädern stehen und da er selbst so motorradbegeistert ist, wollte er mal gucken. Zunächst aber musste er erstmal als Dolmetscher herhalten. So haben wir dann erfahren, dass es überhaupt kein Problem ist, dass wir die kleine Fähre genommen haben und dass es tatsächlich so gedacht ist, dass man für die offizielle Einreise erstmal 180km durch das Land düst.
Da wir keine Lust mehr hatten, den Tag noch weiter zu fahren, haben wir Orli gefragt, ob er nicht ein nettes Hotel für uns kennt. Da wurde er hellhörig: Wenn wir tatsächlich in Santo Ãngelo übernachten, dann nimmt er uns Abends mit zum Grillen in seinem Motorrad-Club. Die Einladung war natürlich noch ein Grund mehr, dort zu bleiben. Ein Hotel wusste er auch und lotste uns mit dem Auto dort hin.
Am Abend wurden wir zur allwöchentlichen Party des Motorradclubs „Moto Grupo os Missioneiros“ abgeholt. Die Jungs haben dort ein tolles neues Vereinshaus in dem sie sich jeden Donnerstag zum Feiern treffen. Der wöchentliche Treff des Clubs steht dann unter dem Motto „Viel Bier, Fleisch, Motorräder und keine Frauen“. Als Gast durfte ich aber ausnahmsweise mit. Martin gefällt dieses Konzept so gut, dass er es zu Hause in Hamburg in seinem Verein auch einführen möchte! ;-)  Der Abend war jedenfalls super: Die Leute dort sind einfach wahnsinnig nett, hilfsbereit und offen uns gegenüber gewesen. Die meisten sprachen zwar kein Englisch und erst recht kein Deutsch aber mit Händen, Füssen und einem Mischmasch aus allen Sprachen haben wir uns prächtig unterhalten. Auf Grund des hohen Bierkonsums haben die meisten ihr Motorrad gleich zu Hause gelassen und sind lieber mit dem Auto gekommen. B-) Aber ein paar Zweiräder waren doch vertreten. Besonders begeistert hat uns ein mehr oder weniger selbst gebasteltes Exemplar, bei dem der Rahmen und einige andere Kleinteile von einer alten Zündapp stammen und der Motor aus einem alten VW-Käfer. Der Fahrer dieses Geschosses war genau so ein Unikat wie sein Fahrzeug. Eins seiner weiteren Hobbys ist das Zeichnen von Karrekaturen. Martin musste auch gleich als Modell herhalten. Frauen kann er nicht malen, sagt er. Somit bin ich verschont geblieben.  :mit-flaschen:
Nach dem feucht-fröhlichen Abend fiel das Aufstehen am nächsten Morgen natürlich schwer. Aber egal…wir wollten ja eigentlich nach Blumenau. Vorher noch einen kleinen Abstecher zum Motorrad-Shop eines der Vereinsmitglieder (Indian’s Moto Peças). Meine Handschuhe, die auch schon bei unserer grossen Tour vor 4 Jahren dabei waren, mussten nun doch mal ersetzt werden und Gustavo hatte versprochen, dass er da einiges zur Auswahl hat. Auch in seinem Laden worden wir wieder herzlich empfangen. Seine Mutter, die dort im Verkauf mitarbeitet, hat sich so über unseren Besuch gefreut, als wären wir alte Freunde, die nach ein paar Jahren mal wieder vorbei gucken. Da fiel es uns schon ein bisschen schwer Santo Ãngelo zu verlassen. Mit den Leuten hätte man noch einige schöne Tage verbringen können. Gustavo hat uns noch durch die Stadt zum Ortsausgang gelotst und dann ging es ab Richtung Blumenau.
Nach bummelig 400km sind wir dann in einen unglaublichen Regen gekommen. Innerhalb von Sekunden waren die Klamotten durch und in den Stiefeln hat sich ein kleiner Pool gebildet. Es hat so doll geschüttet, dass wir erstmal anhalten mussten, weil wir keinen halben Meter mehr weit gucken konnten. :-( Nach 20 Minuten war der Spuk vorbei und wir haben uns schnell das nächstbeste Hotel gesucht. In dem kleinen Ort Barracão haben wir uns in dem gleichnamigen Hotel einquatiert, um erstmal wieder zu trocknen. Leider war das Trocknen recht erfolglos und so mussten wir am nächsten Morgen wieder in die nassen Klamotten hüpfen. Nach weiteren 320 km kamen wir endlich in Blumenau an.
Von Blumenau hatten wir eigentlich gedacht, dass es ein eher kleiner Ort ist, in dem irgendwie alle deutsch können. Schließlich findet hier auch das drittgrößte Oktoberfest der Welt statt. Schnell war aber klar, dass diese Stadt gar nicht so klein ist und selbst nach zwei Tagen in Blumenau haben wir noch immer niemanden gefunden, der unsere Sprache spricht. Gestern haben wir einen Abstecher in den Park „Vila Germanica“ gemacht. Hier findet alljährlich das Oktoberfest statt und auch sonst wird dieser Park das ganze Jahr für irgendwelche Veranstaltungen genutzt. Momentan ist Weihnachtsmarkt angesagt. Die ganzen niedlichen „deutschen“ Häuser sind jetzt also hübsch dekoriert mit künstlichen Tannen, weißer Farbe (Schnee), bunten Kugeln und Lichtern. Ja…vielleicht alles ein wenig übertrieben und bei 25 Grad erst recht merkwürdig. Aber immerhin gibt es dort Bier in allen Variationen und Gans mit Rotkohl und Kartoffelbrei! Fast wie zu Hause. Es fehlt nur noch der Glühwein.  :mit-flaschen:

Wir werden noch eine weitere Nacht in Blumenau, in der wunderschönen „Pousada Casa da Pedra“ bleiben und gleich durch ein paar Museen schlendern. Ganz oben auf der Liste: das Biermuseum.
Morgen geht es weiter an die Küste nach Florianapolis. Die nächsten Tage werden wir dann an der Küste entlang Richtung Süden fahren bis wir in einer Woche in Montevideo/ Uruguay ankommen.

8 Kommentare zu “El Soberbio (Argentina) -> Santo Ãngelo (Brasil) -> Blumenau

  1. Bob

    Wieder mal sehr schön geschrieben,Martin ist ja in unseren Verein noch in der Probezeit,also vorsichtig mit den Antrag, treffen ohne Frauen. Aber will er ja eh nicht in echt. :rose:
    Weiterhin viel Spaß und seit vorsichtig. !! :roller:

  2. Martin

    Mein liebster Bob, ich bin schon lange aus der Probezeit raus. Um zeitgemäß zu bleiben, sollten wir über eine Umstrukturierung nachdenken! ;-) Naja…zumindest das Grillen in der brasilianischen Variante sollten wir übernehmen!!

  3. Inga

    Ein sehr schöner Bericht, liebe Melanie, und die Fotos erst, wirklich sehr anschaulich.
    Auf dem greulichen gemalten Bild von Martin haben höchstens die Haare etwas Ähnlichkeit mit ihm. Na ja!
    Liebe Grüße von Inga

  4. Imbiss Schöne 4 Imbissmen Klaus

    Als Deutscher wundert man sich , wie einfach es seien kann neue Freunde zu finden. Ich weiß nicht, ob – wenn ein Motorradfahrer aus Chile zu mir in den Laden kommt -, es mir so EINFACH fallen würde, Ihn einzuladen :wacko:Eigendlich habe ich immer von mir gedacht, das ich GASTFREUNDLICH bin. Aber wenn ich höre was Ihr alles erlebt, weiß ich was Gastfreundlich eigendlich bedeutet :sunny:
    In diesem Sinne weiter viel Spaß und tolle neue Freunde, freue mich auf weitere Berichte :bye:

  5. Sabine

    Total witzig geschrieben, meine Kleene. Schön, dass Ihr so viel Positives erlebt und Gans, Rotkohl und Kartoffelbrei in Brasilien hat schon was :whistle: . Weiterhin schöne Begegnungen.
    Ma

  6. Reinhold

    Wenn ihr Grillen á la brasiliano übernehmt, werde ich wohl doch noch einen Aufnahmeantrag in euern Club stellen. Martin kann dann mein Promoter sein.

  7. Roger Schubert

    Hallo Martin, konnte euch längere zeit nicht mehr lesen, Pc war defekt. Sehe ihr seid schon in Brasilien.
    Leider habe ich keine guten Nachrichten, Juliana kam heute aus dem Krankenhaus zurück. Sie war 10 Tage in Sao Paulo in der Klinik, sie erlitt vor 16 Tagen einen Schlaganfall. Es geht ihr Gott sei dank wieder so gut dass sie nachhause konnte. Aber mit arbeiten ist es vorerst nix, wenn überhaupt noch jemals.
    Ich wünsche euch eine weiterhin schöne Reise und werde die nächsten Tage alles genau lesen was ihr so erlebt habt. Wenn ihr nach Santos kommen solltet wäre es natürlich schön wenn ihr Juliana besucht, sie würde sich bestimmt freuen.
    Liebe Grüße Roger

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